In ihren Arbeiten beschäftigt sich Esther Adam mit den Wechselwirkungen zwischen künstlerischem Objekt, Raum und Körper und stellt ein dynamisches Verhältnis dieser drei sich gegenseitig beeinflussenden Elemente her. So evozieren sie eine Veränderung der Raumwahrnehmung, die in Bezug auf die Objekte auch mit einer körperlichen Neuorientierung einhergehen können. Sie werden in diesem Zusammenspiel zum Impuls im Sinne einer offenen Partitur und somit zum Auslöser einer sich durch jede Raumbegehung neu entwickelnden Choreografie.
Ausrüstung / Gear zeigt Keramiken, die in ihrer runden, sich gleichzeitig öffnenden und schließenden Form mit einem Hohlraum im Inneren Assoziationen von Behältern erzeugen. Verschiedene Ebenen des Raums bespielend finden sich zum einen Gefäße auf dem Boden, kippend widersprechen sie spielerisch der Schwerkraft – und fordern so die Fokussierung auf das eigene Stehen, die zentrierte Wahrnehmung des eigenen Körpers im Raum heraus. Durch Spanngurte verbunden hängen weitere Objekte auf unterschiedlichen (Körper-)Höhen an der Wand. In ihrer gestalterischen Analogie zu Helmen können sie als Behälter für den Kopf gelesen werden, die den Körper dazu einladen, sich in ihn hinein zu begeben, sich einzustülpen.
Adam verwendete eine Mischung vorgefundener Tonreste, die in ihrer Unterschiedlichkeit den visuellen Effekt von Schichten oder einer Marmorierung der Oberfläche haben. Darüber hinaus wird damit auf eine archäologische Komponente keramischer Objekte angespielt. Im Kontrast zu der rauen Oberfläche steht das metallisch wirkende, glatte Innere, das den Effekt des Hineinziehens verstärkt. Die Arbeit zeugt vom Spiel mit der Umkehrung gewohnter Bewegungsmuster und Sinneswahrnehmungen: Wenn beispielsweise der Helm nicht aufgesetzt, sondern der Kopf in den statischen Behälter bewegt und darin die Konzentration von der visuellen in die akustische Wahrnehmung verschoben wird. In der Choreografie aktivieren die Objekte die Körper und andersherum – dabei bleibt offen, ob sie in der tatsächlichen Handlung selbst oder allein in der Imagination entsteht.
Sarah Maria Kaiser und Anne Storm, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst
Foto-Credit: Aleksandra Weber